Garúa

Wer schon mal in der Winterzeit in Lima war, weiss, dass die Stadt in der Tropenregion nicht immer nur Sonne und heiße Temperaturen zu bieten hat. In den Monaten von Mai bis September sieht es in in den Wüstenstädten, wie Lima, ganz anders aus. Es ist neblig, kalt und feucht und erinnert an die grauen Herbsttage in Deutschland. Durch die dicke Wolkendecke kommt kein Sonnenstrahl durch, weder noch sieht man den blauen Himmel. Trotz alle dem gibt es zu den deutschen grauen Herbsttagen einen Unterschied: der Regen. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit von bis zu 95%, regnet es in der Wüste fast nie. Der jährliche Niederschlag in Lima beträgt nicht mehr als 50 mm. Der Hauptteil dieses Niederschlags ist dem Garúa zu verdanken.

Doch wie kommt es zu dem winterlichen Küstennebel Garúa? Die „Garúa-Region“  liegt in einer der ungewöhnlichsten Klimazonen der Welt. Diese Region erstreckt sich von der Sechura Wüste (äußerster Norden Perus) bis zur Atacamawüste im Norden Chiles. Man sagt, dass es 2 Gründe gibt wie die Garúa entsteht.

Zuerst ist da der Humboldtstrom. Aus der Antarktis bringt er die kalten Winde über den Pazifik an die Westküste Südamerikas. Diese Winde dicken dann über der hiesigen Wüste ein. Die Wasserpartikel kondensieren und prallen an den Anden ab, die ca. 40 Kilometer von der Küste entfernt sind.

Der zweite Grund sind die Passatwinde, die von Ost nach West wehen. Sobald die Winde mit den Hügelketten in Berührung kommen, kommt es zum Aufstieg der Winde. Durch das Aufsteigen und das Überwinden der Anden kühlt der Wind ab und die mitgeführte Feuchtigkeit kondensiert. Der Niedergang der Feuchtigkeit bleibt dann als Regen oder Schnee an der Ostseite der Bergkette übrig. Die westlichen Berghänge erfahren nichts von den feuchten Winden und verweilen im Regenschatten.

Die Limeños (Einwohner Limas) schützen sich in den Monaten vor der feuchten Kälte und ziehen sich besonders warm an. Ab und an erlebt man in Lima sogar einen leichten Nieselregen in der „Garúa-Zeit“. Dadurch können die Wüstenpflanzen auf den Höhenrücken der Küstenregion wachsen. Große Viehherden, wie Ziegen-, Schaf- und Rinderherden genießen in den Tagen das frisch gewaschene grüne Weideland. Auch die Nebelkollektoren erfreuen sich über den Nieselregen. Seit den 90er Jahren wurden in mehreren Wüstenstädten Nebelkollektoren gebaut. Diese Kollektoren sind riesig große Netze aus Polypropylen (ein thermoplastischer Kunststoff). Der Niederschlag der tiefhängenden Wolken trifft auf diese Nebelkollektoren. Das dabei gewonnene Wasser wird dann als Trinkwasser oder zur Bewässerung von Gärten genutzt.

Trotz der vielen Probleme, die mit der Garúa verbunden sind, gibt es auch kleine positive Aspekte. Zum Beispiel kann man Nachts im Nebel Reflektionen der Lichter der Straßenlaternen beobachten.